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Julie

Die Oper Julie wurde 2004 vom belgischen Komponisten Philippe Boesmans geschrieben und basiert auf Strindbergs Sozialdrama Fräulein Julie. Das Format der Oper ist mit 3 Sängern, einem kleinen Orchester und einer Aufführungsdauer von ca. 70 Minuten ohne Pause sehr kompakt. Manfred Schweigkoflers Regie unterstreicht die theatralischen und modernen Aspekte des Textes. Die Handlung spielt auf einer langen, abfallenden Rampe, die von einem düsteren Birkenwaldumgeben ist. Das suggestive Bühnenbild von Cristina Alaimo betont den beklemmenden Inhalt des Textes. Durch das aktive Mitwirken der Musiker (das Orchester befindet sich auf der Bühne) erhalten Inszenierung und Dramaturgie eine ungewöhnliche Anziehungskraft. Die Neuinszenierung der Stiftung Stadttheater Bozen wurde von der italienischen und internationalen Presse hoch gelobt und kann zusammen mit dem didaktischen Projekt Oper@4U gebucht werden. Oper@4U ist ein Fortbildungsprojekt der Stiftung Stadttheater Bozen mit dem Ziel, Schülerund Dozenten der Oberstufe an die zeitgenössische Oper heranzuführen.

Regie / Regia / Director
Manfred Schweigkofler

Bühnenbild und Kostüme / Scene e costumi / Set and costume design
Cristina Alaimo

Dirigent / Direttore / Conductor
Joana Carneiro

Sänger/ Cast vocale / Singers
Cynthia Jansen / Marlene Lichtenberg, Marcus De Loach /Timothy Sharp, Lara Martins / Martina Bortolotti

Ensemble
Accademia Neue Musik Bolzano

Ich bin von „Julie" begeistert, seit ich den Text zum ersten Mal für die Uni gelesen habe, seit ich die Anmerkungen von Strindberg dazu studiert habe (und der mir damals sofort Vorbild wurde, in dem was er über das Theater schrieb), seit ich das Stück selber spielen durfte, als Jean – mit Giorgia Cavini und Priska Kröss im Theater in der Altstadt in Meran, in einer Inszenierung von Rudi Ladurner. Ein persönlicher Prozess, an dem ich teilhaben darf: vom Leser, über den Schauspieler/Interpreten zum Regisseur eines Musiktheaters.

Julie-Jean ist eines der ganz großen Spannungsverhältnisse der Literaturgeschichte. Ein Spielfeld sozialer und sexueller Gewalten. Er will nach oben, mit allen – erlaubten und unerlaubten – Mitteln. Sie zieht es nach unten - halb freiwillig, halb wird sie gezogen in eine selbst verschuldete Unmündigkeit. Nur so zum Spaß beginnt das Spiel und endet in der Katastrophe. Ein psychologisch-dramatischer Stellungskrieg, geführt mit den Waffen der Emotion und der Sinnlichkeit. Ein Totentanz in einem Rausch der Triebe. Er ent-deckt den Tyrannen, erweckt das Tier in sich, sie leckt Blut und verendet in den eigenen offenen Wunden. Der tote Zeisig wird zum Menetekel an der Wand.

In dieser Nacht gerät die Welt aus den Fugen. Ein kleines Streichholz provoziert das Feuer, darin die Charakter verbrennen. Das ist eine der großen Parallelen zu unserer Zeit. Jean und Julie könnten ebenso gut auch Kinder der Postmoderne sein, Aristokraten und Sklaven des Relativismus zugleich. Das Gleichgewicht, die Balance ist dabei, verloren zu gehen. Die Suche und der Wunsch nach dem Extrem lassen die Mitte wanken. Was getan worden ist, kann aber nicht mehr rückgängig gemacht werden. Das Fest der unschuldigen Spiele ist vorbei. Der N.C. Kaser Satz: „Zurück geht es nicht mehr und vor dem Vorne graut uns" passt treffend auf uns und auf unsere 3 Figuren.

In dieser Gespenstersonate der vertikalen Illusionen, scheint Kristin, die Unscheinbare, noch am ehesten gefestigt. Kristin ist in der Waagrechten geblieben, sie hält an ihren Parametern fest. Während sich Julie die Rückkehr in das Leben versperrt hat, ist Kristin ist noch im Gefüge, im Zusammengefügten, und will dieses auch nicht verlassen. Weniger ist mehr, ist unprätentiöse Gewissheit und darum Hoffnung.

In der Musik von Boesmans habe ich diese Reflexion der Gefühle gefunden, dieses Anziehen und Abstoßen, das den Figuren innewohnt. Wie ein zuckender Muskel, der die Geschichte anspannt und wieder losläßt.


Manfred Schweigkofler

 

 

"eine detailgetreue und atmosphärisch dichte Umsetzung"

Opernglas, W. Kutzschbach, 1.3.09

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"Das Bild, das er für diese schwankenden Verhältnisse gefunden hat, ist ein skandinavischer Birkenwald wie aus einem Gemälde von Munch. Je weiter die Geschichte sich entwickelt, desto mehr rutscht alles in die Schräge. Die Bäume, der Küchenboden, der Tisch. Nur die Stiefel des abwesenden Grafen bleiben wie eine Godot-Reminiszenz an ihrem Platz."

Tageszeitung, Heinrich Schwazer, 7.1.2009

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"La prima italiana è stata voluta e firmata con una regia toccante e aspra da Manfred Schweigkofler"

La repubblica, Angelo Foletto, 12.01.2009

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"Julie, un gioiello in casa di bambole

In questa nuova produzione, molto gradevole, firmata per Bolzano da Manfred Schweigkofler, che del teatro è anche Intendant, merita di girare per altri palcoscenici poket."

Il Sole 24 ore, Carla Moreni, 11.01.2009

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"La regia di Manfred Schweigkofler ha il pregio di arrichire quest´opera di teatro"

Giornale della musica, 12.01.2009

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"sensazioni forti, carnali"

Classic Voice, Giulia Vannoni, febbraio 2009

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"The Italian premiere was strongly wanted and signed by Manfred Schweigkofler with a touching and keen direction"

La repubblica, Angelo Foletto, 12.01.2009

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"Julie, a jewel in a doll's house

This new and delightful production, directed for Bolzano by Manfred Schweigkofler, who is also curator of the theatre, is worthy of touring other pocket-size stages."

Il Sole 24 ore, Carla Moreni, 11.01.2009

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"the direction of Manfred Schweigkofler has the virtue of enhancing this theatrical work"

Giornale della musica, 12.01.2009

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"strong, carnal sensations"

Classic Voice, Giulia Vannoni, February 2009

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"Claustrophobic emotions"

Amadeus, Emilia Campagna, March 2009

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"As well as on a skilful use of space, the direction of Manfred Schweigkofler puts the accent on strong, carnal sensations"

La Voce, Giulia Vannoni

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"Schweigkofler was also responsible for directing the show, striving to give it a fully theatrical slant, avoiding operatic conventions and gestures, moving the players in an extremely natural way, without emphasis (...) a proudly 'old-fashioned' direction, at the same time realistic and very traditional, full of strong emotions"

Musica, Gianluigi Mattietti, March 2009

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„Charming show, all in all, something the Bolzano Municipal Theatre would do well to take to other Italian venues"

Opera, Rino Alessi, 02-2009

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